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Unterrichtsausfall – der Check: Endspurt!

Die letzte Woche unserer Erhebung zum Unterrichtsausfall an Dortmunder Schulen hat begonnen. Wir sammeln weiter Daten. Damit sind wir nicht die einzigen: Die Bezirksregierung hat Schulen angewiesen, den ersatzlos gestrichenen Unterricht im März zu erfassen. Die CDU stellte Anfragen zum Unterrichtsausfall und zur Stellenbesetzung in ganz NRW.

von Bastian Schlange

© Charlotte Hintzmann

„Jede Stunde, die ausfällt, behindert die Bildungs-, Teilhabe- und Aufstiegschancen unserer Kinder“, heißt es in einer der Kleinen Anfragen an die Landesregierung. Der Unterrichtsausfall in NRW habe dramatischen Umfang angenommen. Bezugnehmend auf unseren Unterrichtsausfall-Check.de wurden insgesamt 52 Kleine Anfragen von Abgeordneten der CDU zum Ausfall und zur Stellenbesetzungen an den Schulen in den nordrhein-westfälischen Kreisen und Städten gestellt.

Die Abgeordneten setzen ihre Forderungen am selben Punkt an, der auch unserer Erhebung zu Grunde liegt: „Zukünftig muss Unterricht, der nicht nach dem geltenden Lehrplan erteilt wird, egal, ob er komplett ausfällt, fachfremd unterrichtet wird oder die Schülerinnen und Schüler in Eigenregie arbeiten müssen (Ausnahmen: Klassenfahrten, Schulprojekte oder Wandertage), als Ausfall gewertet werden.“

Wie wird Unterricht definiert?

Das Problem an den bisherigen Erhebungen des Schulministeriums: Wie wird Unterricht definiert? Nach dem vorliegenden Schreiben der Bezirksregierung gibt es zwei Kategorien: ersatzlos gestrichen und alles andere. In dem Schreiben, das Mitte Februar als Briefing zu unserer Datenerhebung an die Dortmunder Schulen geschickt worden war, heißt es wörtlich:

„Die im Folgenden aufgeführten auf den Fachunterricht bezogenen Unterrichtsformen sind eindeutig als Unterricht zu vermerken, da auch hier die Anbahnung von fachlichen, personalen und sozialen Kompetenzen im Zentrum der pädagogischen Arbeit stehen. Hierzu gehören u. a.: Vertretung im vorgegebenen Fach, Ersatzunterricht, Aufhebung von Lehrerteams, Zusammenlegung von Lerngruppen, EVA – Eigenverantwortliches Arbeiten, Schulfahrten, Schulwanderungen, Exkursionen, Unterricht an außerschulischen Lernorten, Projektunterricht, Projekttage, Informations- und Beratungsveranstaltungen, Schülerbetriebspraktikum, Betriebserkundungen, Wettbewerbe und Leistungsvergleiche, Schulfest, Schulsportveranstaltung.“

Die Schüler sehen das anders

Im Hinblick auf das Zentralabitur wird nicht jeder Oberstufenschüler dieser Definition von Unterricht zustimmen. „Man kriegt es bei EVA kaum hin, selber fürs Abi kompakt vorbereitet zu sein. Das geht nicht ohne Leitung in irgendeiner Form“, sagt Lukas Viert, vom Dortmunder Käthe-Kollwitz-Gymnasium. „Wenn man Unterrichtsausfall Richtung EVA, also eigenverantwortliches Lernen, hat, sind wir dafür verantwortlich. Wir müssen selber dafür sorgen, dass wir den Stoff erarbeiten oder den Stoff überhaupt mitkriegen.“

Collin Hauke von der Landes-SV: „Niemand kann sagen, ob fachfremder Vertretungsunterricht oder eigenverantwortliches Lernen eine wirkliche Schulstunde ersetzen kann – mit einer Lehrkraft, die eben den Unterricht vorbereitet.“

Wir brauchen Daten über den Vertretungsunterricht 

Seit dem ersten März haben auf unserer Seite www.Unterrichtsausfall-check.de 511 Helfer 2838 Meldungen zu insgesamt 3641 nicht planmäßig stattgefundenen Unterrichtsstunden gemacht. Ein Großteil davon kommt von den weiterführenden Schulen. 41 Prozent dieser Stunden wurden als ersatzloser Ausfall gemeldet, 26 Prozent als Vertretungsunterricht, 33 Prozent fielen in die Kategorien EVA, Material, Sonstiges oder Unbekannt.

Eine Erfassung des ersatzlos gestrichenen Unterrichts ist wichtig. Die Daten, die jetzt die Schulen auf Anweisung der Bezirksregierung erheben, sind ein Anfang. Um aber wirkliche Rückschlüsse ziehen und Konzepte entwickeln zu können, braucht man auch genaue Informationen über die vertretenen Schultstunden.

Umso wichtiger ist es nun in der letzten Woche unserer Erhebung weiterhin mitzumachen und einzutragen. Ich freue mich auf einen spannenden Endspurt!

Hintergrund zum Unterrichtsausfall – der Check:

Arnsberg legt Schreiben offen (CORRECTIV.Ruhr)

Wir wollen das Schreiben der Bezirksregierung (CORRECTIV.Ruhr)

Alarm in Arnsberg (Ruhr Nachrichten/CORRECTIV.Ruhr)

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Warum das Projekt Unterrichtsausfall so wichtig ist (CORRECTIV.Ruhr)

Zwischenstand: Tag 3 – über 370 ausgefallene Stunden (CORRECTIV.Ruhr)

Die wichtigsten Fragen und Antworten (CORRECTIV.Ruhr)

Die ersten Stimmen  (CORRECTIV.Ruhr)

Der Check: Dortmunds Schulen auf dem Prüfstand (CORRECTIV.Ruhr)

Dossier: Unterrichtsausfall in Dortmund (Ruhr Nachrichten)