Nein — Pariser Spiderman ist kein „professioneller Einbrecher“
Die spektakuläre Rettung eines Kindes durch einen malischen Flüchtling wird in den sozialen Netzwerken in Frage gestellt. Auch von der Website „Halle-Leaks“, die der EchtJetzt Redaktion bereits durch Falschmeldungen bekannt ist.

Mamoudou Gassama, der "Spiderman" aus Mali, rettete ein Kind vom vierten Stock eines Parisers Wohnhauses.© Thibault Camus / AFP
Ohne Beweise behauptet die Website „Halle-Leaks“ der Retter eines Kindes in Paris sei ein „offensichtlich professioneller Fassaden-Einbrecher“. Dafür benennt die Redaktion jedoch keine Quelle.
Screenshot aus Halle-Leaks
Anhand eines zweiten Videos aus einer anderen Perspektive möchte „Halle-Leaks“ außerdem belegen, dass Mamoudou Gassama kein Retter ist. So schreibt die Website: „Das Kind war nie gefährdet und wurde vermutlich nur für das Video über die Brüstung gehalten. Hier nämlich eine andere Perspektive, welche genau diese Vermutung, welche kritische Menschen von Anfang an äußerten, bestätigt“.
Auf diesem zweiten Video kann man besser sehen, dass der Nachbar die Hand des Kindes schon hielt, als Mamoudou Gassama kletternd den vierten Stock erreichte und das Kind auf die andere Seite der Balkonbrüstung hob. Was ist neu daran? Nichts. Das konnte man schon auf dem ersten Video sehen. Dort sah man auch, dass der 22-jährige Malier schon lange am Klettern war, als der Nachbar auf dem Balkon erschien.
Wie CORRECTIV schon in einem ersten Artikel schrieb, erklärte der Nachbar den französischen Medien, dass er das Kind nicht selbst retten konnte. Der französischen Lokalzeitung „Le Parisien“ sagte der Mann: „Angesichts der Bauweise des Balkons konnte ich ihn nicht hochheben. Ich wollte nicht riskieren, seine Hand loszulassen.“ Die Pariser Zeitung ergänzt, dass der Nachbar auf die Ankunft des Retters, Mamoudou Gassama, wartete. „Als ich auf meinem Balkon ankam, war er schon am Klettern, er war so schnell!“, sagte er. Dem „Parisien“ erklärte der Mann, das Weinen von der Straße habe ihn geweckt.
Die Seite „Halle-Leaks“ ist der CORRECTIV Redaktion durch mehrere Faktenchecks bekannt. Ohne Quellen oder Beweise hat die Seite wiederholt Ausländer und Flüchtlinge als Straftäter dargestellt. So schrieb die Website ohne Beweise, dass ein Flüchtling die junge Keira G. in Berlin im März getötet habe. Damals teilte die Polizei mit, dass sie noch auf der Suche nach einem Tatverdächtiger sei. Später wurde ein junger Deutscher festgenommen.