Fakten-Check

Nein – keine Traditionsrosen statt Pfingstrosen

Die österreichische Webseite „Wochenblick.at“ berichtet über die angebliche Umbenennung von Pfingstrosen in Traditionsrosen. Erst am Schluss löst die Webseite auf, dass die Geschichte ein Fake ist.

von Tania Röttger

Das sind Pfingstrosen. Sie dürfen ihren Namen behalten.© Annie Spratt / Unsplash

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Es gibt keinen Hinweis darauf, dass Pfingstrosen einen anderen Namen erhalten sollen. Der Aufbau des Artikels von „Wochenblick“ nennt die Fakten erst im letzten Absatz, könnte also Clickbait sein.

„Wegen Muslimen“, fragt „Wochenblick“ am 7. Mai, soll die Pfingstrose nicht mehr so heißen, sondern „Traditionsrose“? Soll der christliche Name verschwinden, „aus Rücksicht vor anderen Religionen“?

In dem sogenannten „Faktencheck“ von „Wochenblick“, werden Fakten nicht wirklich überprüft. „Wochenblick“ beschreibt, wie empört Nutzer auf Facebook reagieren.

Denn in der Facebook-Gruppe „Traditionsrose“ werden Bilder eines Aushangs geteilt, wonach zwei Blumenläden angeblich bekannt geben, Blumen und Gewächsen einen „religionsneutralen Namen“ zu geben: „Darum verkaufen wir heuer ‘Pfingstrosen’ als Traditionsrosen. Pfingsten wird in christlichen Religionen mit dem ‘Heiligen Geist’ verbunden, was in anderen Kulturen verwirrend oder beleidigend wirken kann.“

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Screenshot von der Facebook-Seite „Traditionsrose“.

Existieren die Blumenläden?

Die Blumenläden heißen angeblich „Blumenkistl Kickler“ und „Gärtnerei Hoferer“. Eine Suche in verschiedenen Suchmaschinen bringt kein Ergebnis. Sie scheinen nicht zu existieren. Ebensowenig die „Traditionsrosen GmbH“, die im Impressum der Facebook-Seite genannt wird.

In den letzten zwei von acht Absätzen kommt schließlich ein „Faktencheck“. Dort verweist „Wochenblick“ auf die Analyse des österreichischen Faktencheck-Portals „Mimikama“. Demnach gibt es keine Blumenläden die Hoferer oder Kickler heißen – allerdings gibt es zwei österreichische Politiker mit ähnlichen Namen: Herbert Kickl und Norbert Hofer (beide von der rechtspopulistischen Partei FPÖ).

Verbindung zum vermeintlichen „Traditionshasen“

Die Geschichte erinnert an den Aufschrei über den Osterhasen, der „Traditionshase“ heißen sollte – ein Missverständnis, doch für manche ein Indiz für die voranschreitende Islamisierung. Auch in diesem Fall schreibt Wochenblick im zweiten Absatz: „(Zahlreiche Nutzer) sehen darin ein weiteres Indiz für eine zunehmende Islamisierung in Österreich.“

Ist die seltsame Struktur des Artikels und das Titelbild einer Frau in Burka neben Pfingstrosen ein Hinweis darauf, dass „Wochenblick“ vielleicht nur Klicks und Empörung sammeln will?