Fakten-Check

Nicht der „Hessische Rundfunk“ – Wie es zu der Falschmeldung kam

Die Webseite „Journalistenwatch“ fiel – wie viele andere Medien – auf die Falschnachricht herein, laut der die Union zwischen CDU und CSU beendet sei. Allerdings ist die Korrektur immer noch falsch.

von Tania Röttger

Horst Seehofer und Angela Merkel am 13. Juni in Berlin.© Tobias Schwarz / AFP

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Das ist falsch. Nicht der „Hessische Rundfunk“, sondern ein Redakteur der Satire-Zeitschrift „Titanic“ hat die Nachricht verbreitet.

Wie „Reuters“, „Bild“ und „NTV“ musste auch „Journalistenwatch“ eine Korrektur veröffentlichen – die Nachricht, dass die Union zwischen CDU und CSU beendet sei, war falsch. Allerdings ist die Korrektur von „Journalistenwatch“ das auch.

Dort steht nämlich: „Die Meldung, dass CSU-Chef Horst Seehofer das Unionsbündnis aufgekündigt habe, stellt sich aktuell als Falschmeldung heraus. Der Hessischen Rundfunks hatte die Meldung  verbreitet. Der Sender berief sich nach eigenen Angaben auf eine interne eMail des hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU).“

Ursprung der Meldung

Die Meldung kam von einem Tweet: „+++ Breaking–Politbombe platzt in Hessen +++ Seehofer kündigt laut interner Bouffier-Mail Unionsbündnis mit CDU auf +++ Merkel informiert, PK gegen 15 Uhr +++ Details folgen!“

Der Twitteraccount heißt „hr Tagesgeschehen“ und erinnert an den „Hessischen Rundfunk“. @hrtgn steht allerdings für Hürtgen, Moritz – der Name eines Redakteurs des Satire-Magazin „Titanic“. Mit dem „Hessischen Rundfunk“ hatte die Nachricht also nie etwas zu tun. Das macht „Journalistenwatch“ aber nicht klar.

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Screenshot von Twitter.

Ebenso schnell wie verschiedene Medien die Meldung verbreiteten, machten einige Leute darauf aufmerksam, dass es sich bei dem Twitter-Account nicht um einen Kanal der Rundfunkanstalt handelt – sondern um den des Satire–Redakteurs.

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Screenshot von Twitter.

Inzwischen haben die gefoppten Medien Korrekturen veröffentlicht – und zwar mit der Erklärung, woher der Tweet stammt. Anders als „Journalistenwatch“. Die Aktion hat gezeigt, wie der Wettkampf im Nachrichtengeschäft dazu führen kann, dass Qualitätsstandards – wie die sorgfältige Recherche – vernachlässigt werden.