Auf einen Tweet mit Erika Steinbot
Welche Rolle spielten Falschnachrichten im Wahlkampf? Vier Wochen lang haben wir in unserem Newsletter „Wahlcheck17” über Trends rund um Fake-News, Gerüchte, Desinformationskampagnen zur Bundestagswahl informiert. Jetzt erlauben wir uns mal einen kleinen Spaß.
Langeweile oder Wut – was denn nun? Für die einen war der Wahlkampf nicht spannend genug, andere sahen eine große Hasswelle über uns rollen. Aber wo waren eigentlich die großen Fake News und Botangriffe, auf die wir alle gewartet haben? Es blieb eher ruhig. Echte Social Bots waren kaum aktiv und überließen einer bottig anmutenden Erika Steinbach das Feld.
Erika Steinbot, pardon Steinbach, ist natürlich kein Social Bot, sondern eine reale Person. Aber kaum ein Politiker verbreitete in diesem Wahlkampf so fleißig Falschnachrichten wie sie. Auf der Suche nach Inhalten mit mehr oder weniger zweifelhaftem Wahrheitsgehalt haben wir uns wochenlang mit verschiedenen Monitoringtools beschäftigt. Dabei hätten wir eigentlich nur Erika Steinbach folgen müssen. Denn zu fast jeder unserer Geschichten hat sie Falschnachrichten verbreitet. Hier haben wir einige davon zusammengetragen:
„Wahlcheck17“-Fazit: Die AfD kopierte Trumps Strategie aus dem US-Wahlkampf und startete eine große Schmutzkampagne. „Merkel die Eidbrecherin“ – statt „Lock Her Up“ (Sperrt sie ein). Das gemeinsame Ziel: die jeweilige Gegnerin zu kriminalisieren.
„Wahlcheck17“-Fazit: Erika Steinbach greift eine beliebte Erzählung auf. Danach heißt es, Martin Schulz habe Flüchtlinge allgemein als „wertvoller als Gold“ bezeichnet. Immer wieder wird dieses Zitat von Rechten im Zusammenhang mit Straftaten von Flüchtlingen und Migranten bemüht, auch unter dem Stichwort „Goldstückchen“. Eigentlich hatte Schulz sich aber auf einen „Traum von Europa“ bezogen.
„Wahlcheck17“-Fazit: Auch die anderen Parteien machen Werbung in anderen Sprachen. Die AfD wirbt etwa auf Russisch für ihre Putin-freundliche Außenpolitik und die Aufhebung der Sanktionen gegen Russland.
„Wahlcheck17“-Fazit: Verschiedene AfD-Seiten haben im Wahlkampf „Tipps“ für Joggerinnen gegeben. Gesperrte Gebiete seien zu meiden, und man solle Pfefferspray mitführen – aber weder werden Jogger in Gebieten mit sogenannten Aufenthaltsverboten, etwa in Bad Kreuznach, verhaftet, noch rät die Polizei dazu, Pfefferspray oder sonstige Abwehrwaffen mitzuführen. Die könnten nämlich auch gegen einen selbst verwendet werden.
„Wahlcheck17″-Fazit: Es gebe doppelt so viele Vergewaltigungen durch Zuwanderer in Bayern, behauptete die „Junge Freiheit“. Tatsächlich ist die Zahl der Anzeigen gestiegen. Doch die Daten wurden nicht richtig eingeordnet und falsche Zusammenhänge hergestellt.
„Wahlcheck17″-Fazit: Wahlbetrug mit Stimmentausch? „Illegale Aktionen zur Bundestagswahl — Wie Migranten doch wählen können“, titelte der rechte Blogger David Berger. Das angebliche Startup „VoteBuddy“ machte ein Angebot, das auch Erika Steinbach ernst nahm. Dabei handelte es sich um ein satirisches Kunstprojekt.
Das Twittervolumen von @SteinbachErika in den vergangenen Wochen steigerte sich: