Faktencheck

Papst trägt Regenbogen-Kette: Das steckt dahinter

In prorussischen Kanälen wird aktuell ein Bild von Papst Franziskus mit einer bunten Kette geteilt. Einige suggerieren, die Kette sei neu und habe einen Zusammenhang mit der LGBTQ-Community. Beides ist falsch.

von Gabriele Scherndl

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Diese Fotos vom Papst haben nichts mit der LGBTQ-Community zu tun und sind schon mehrere Jahre alt. (Quelle: X, Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein Foto zeige den Papst mit seinem „neuen Artefakt“: Einer bunten Kette. Die Kette habe einen Zusammenhang mit der LGBTQ-Community.
Bewertung
Falscher Kontext
Über diese Bewertung
Falscher Kontext. Die Aufnahmen sind echt, aber stammen aus 2018. Die Kette hat keinen Bezug zur LGBTQ-Community. Jugendliche aus Panama überreichten das Kreuz dem Papst, die Farben stehen für Regionen Lateinamerikas.

Der Papst und sein Kleidungsstil sind nicht das erste Mal Thema in Sozialen Netzwerken. Vor einigen Monaten erregte ein KI-generiertes Foto von Papst Franziskus im Daunenmantel Aufmerksamkeit, nun tut es eine bestimmte Kette. 

Das Kreuz, das Papst Franziskus auf Aufnahmen in Sozialen Netzwerken um den Hals trägt, ist auffallend bunt und erinnert manche Nutzerinnen und Nutzer an die Regenbogenflagge, die für Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten steht. 

Bekannte prorussische Kanäle verbreiten die zwei Bilder aktuell. Die Aufnahmen sind zwar echt, aber stammen schon aus 2018. Das Kreuz hat nichts mit der LGBTQ-Community zu tun.

Foto stammt schon aus 2018 – das Kreuz war ein Geschenk von Jugendlichen aus Panama

Eine Bilder-Rückwärtssuche mit den Fotos führt zu einem Artikel vom 18. Oktober 2018. Die Religionsseite Patheos schreibt, das Kreuz habe nichts mit der „LGBT-Bewegung“ zu tun und verlinkt einen X-Beitrag von Vatikan News. Er stammt vom 17. Oktober 2018, darin sind auch die Fotos zu sehen, die nun erneut kursieren.

Dazu heißt es, Jugendliche aus Panama hätten dem Papst das Kreuz übergeben. Die Farben würden die verschiedenen Regionen der Jugendarbeit in Lateinamerika repräsentieren. So stehe Grün für Mexiko und Mittelamerika, Gelb für die Karibik, Rot für die Andenregion und Blau für die Südkegelregion, also den südlichsten Teil Südamerikas. Das ist auch auf der Webseite des Lateinamerikanischen Jugendpastorals (Pastoral Juvenil Latinoamericana) nachzulesen, einer Kirchenorganisation, die nach eigenen Angaben junge Menschen beim kirchlichen Engagement begleitet.

Die klassische Regenbogenflagge der LGBTQ-Community, auch Pride-Flagge genannt, hat andere Farben: Die Streifen sind Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau und Violett. In einigen weiterentwickelten oder abgeänderten Formen der Flagge sind weitere Farben oder Symbole enthalten. Sie alle stehen in unterschiedlichen Formen als Symbol für sexuelle, romantische und geschlechtliche Vielfalt.

Links ein Ausschnitt des Papst-Fotos, rechts die Regenbogenfalgge. Bei der Kette des Papstes fehlt die Farbe Lila, außerdem sind die Farben anders angeordnet.
Die Kette des Papstes (links) und die Regenbogenflagge (rechts) haben unterschiedliche Farben (Quellen: X / queer-lexikon.net; Screenshots und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)

Auch prorussische Kanäle teilten das Foto des Papstes mit bunter Kette

Das alte Foto des Papstes wird aktuell auch von prorussischen Kanälen verbreitet. Etwa vom Telegram-Kanal Neues aus Russland von Alina Lipp, der immer wieder mit der Verbreitung von Desinformation auffällt. 

Auf X teilte das Foto der Kanal InfoWanderfalke. Ein Analyst von Antibot4Navalny, einer anonymen Freiwilligengruppe, die (pro)russische Desinformation auf X verfolgt, ordnete ihn auf Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck ein. Auffällig sei, dass die Webseite von Wanderfalke nach Moskauer Ortszeit läuft. Der Kanal sei Teil eines verzweigten Netzwerks aus Fake-Accounts, das schon mehrmals mit Desinformations-Kampagnen auffiel

Falschbehauptungen, die sich gegen die LGBTQ-Community richten, waren in der Vergangenheit mehrfach Teil von prorussischer Propaganda und Desinformation. So auch im Krieg gegen die Ukraine. 

Einen Überblick mit allen Faktenchecks von uns zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier.

Mitarbeit: Max Bernhard

Redigatur: Matthias Bau, Sophie Timmermann