Bundesregierung bestätigt Chemtrailprojekte? Artikel des Kölner Abendblatts ist Satire
Laut dem Kölner Abendblatt hat die Bundesregierung Chemtrailprojekte bestätigt. Doch der angebliche Artikel ist nicht echt, er erschien auf einer Satire-Webseite.
Die Bundesregierung habe Chemtrailprojekte bestätigt, heißt es in einem angeblichen Artikel, der auf einer Webseite namens „Kölner Abendblatt“ erschienen ist. Der Link zu dem Text wurde in den vergangenen Monaten dutzendfach auf X verbreitet. Die angebliche Meldung kursiert auch auf Facebook und Telegram, darunter in einem Kanal, der offenbar der verschwörungsideologischen QAnon-Bewegung nahesteht. Doch neu ist sie nicht, derartige Beiträge gab es schon 2017.
Kölner Abendblatt: Erfundenes Magazin einer Satire-Seite
Der Link führt zu einem Artikel vom 29. Juli 2017 auf einer Webseite mit dem Namen „Kölner Abendblatt“. Dort sind einige Hinweise darauf, dass es sich um Satire handelt: Der Autorenname lautet „W. Etter“ und am Ende heißt es: „Dieser Zeitungsartikel wurde mit Paul Newsman erstellt. Hier kann jeder innerhalb von Sekunden eigene Satire oder Scherzartikel in verschiedenen fiktiven Magazinen veröffentlichen. Daher solltest du diesen Artikel auf gar keinen Fall als seriöse Quellenangabe nutzen.“
Das Kölner Abendblatt ist also kein echtes Nachrichtenmedium, sondern eines von mehreren erfundenen Magazinen, wie es auf der Webseite Paul Newsman heißt – ein Portal für Satire und Fake-Nachrichten. Jede und jeder könne dort Scherzartikel schreiben, um „Freunde oder Kollegen zu veräppeln“ und ihre Medienkompetenz zu testen. Wir berichteten schon 2017 über die Seite.
Erfundener Chemtrail-Artikel verbreitet sich teils ohne Satire-Hinweis
Der Satire-Artikel habe seit Veröffentlichung 427.000 Aufrufe, schreibt uns Mike Lieser, er ist verantwortlich für die Paul Newsman-Webseite. Laut Lieser eine Ausnahme, denn die meisten Satire-Artikel wurden weniger als 1.000 Mal aufgerufen.
Der Artikel verbreitet sich in Sozialen Netzwerken seit Jahren jedoch auch ohne Satire-Hinweis. Lieser schreibt dazu: „Ich finde ein solches Verhalten und die nicht vorhandene Medienkompetenz hochproblematisch“. Wer den Link klicke, sagt Lieser sinngemäß, könne aber einfach prüfen, dass die Geschichte erfunden ist.
Laut Umweltbundesamt „keinerlei wissenschaftliche Belege“ für Chemtrails
Hinter dem Begriff Chemtrails steckt die Verschwörungserzählung, dass von Flugzeugen verursachte Kondensstreifen am Himmel eigentlich schädliche Chemikalien seien. Diese sollen angeblich Menschen krank machen oder das Klima beeinflussen.
In der Vergangenheit kursierten immer wieder vermeintliche Belege für Chemtrails, die sich als falsch herausstellten. Auf der Seite der Bundesregierung kommt das Wort „Chemtrails“ nirgendwo vor. Dass es „keinerlei wissenschaftliche Belege“ für Chemtrails gibt, hatte das Umweltbundesamt bereits 2011 dargelegt und etwa 2023 erneut bekräftigt. Auch im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt seien demnach die beschriebenen Phänomene nicht bekannt, obwohl das Institut seit Jahren Emissionen im Luftverkehr misst.
Redigatur: Paulina Thom, Gabriele Scherndl