Faktencheck

Bundesregierung bestätigt Chemtrailprojekte? Artikel des Kölner Abendblatts ist Satire

Laut dem Kölner Abendblatt hat die Bundesregierung Chemtrailprojekte bestätigt. Doch der angebliche Artikel ist nicht echt, er erschien auf einer Satire-Webseite.

von Kimberly Nicolaus

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Flugzeuge verursachen Kondensstreifen. Für die Verschwörungserzählung von Chemtrails gibt es laut Umweltbundesamt keine wissenschaftlichen Belege. (Quelle: Robert Michael / Picture Alliance / DPA)
Behauptung
Laut einem Artikel des Kölner Abendblatts habe die Bundesregierung die Existenz von Chemtrails bestätigt.
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Frei erfunden
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Frei erfunden. Der Artikel ist Satire, das Kölner Abendblatt gehört zur Satire-Webseite Paul Newsman, jede und jeder kann dort erfundene Inhalte veröffentlichen.

Die Bundesregierung habe Chemtrailprojekte bestätigt, heißt es in einem angeblichen Artikel, der auf einer Webseite namens „Kölner Abendblatt“ erschienen ist. Der Link zu dem Text wurde in den vergangenen Monaten dutzendfach auf X verbreitet. Die angebliche Meldung kursiert auch auf Facebook und Telegram, darunter in einem Kanal, der offenbar der verschwörungsideologischen QAnon-Bewegung nahesteht. Doch neu ist sie nicht, derartige Beiträge gab es schon 2017.

X-Beitrag, der einen Satire-Artikel teilt.
Der Satire-Artikel verbreitet sich seit einigen Wochen unter anderem auf X (Quelle: X; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Kölner Abendblatt: Erfundenes Magazin einer Satire-Seite

Der Link führt zu einem Artikel vom 29. Juli 2017 auf einer Webseite mit dem Namen „Kölner Abendblatt“. Dort sind einige Hinweise darauf, dass es sich um Satire handelt: Der Autorenname lautet „W. Etter“ und am Ende heißt es: „Dieser Zeitungsartikel wurde mit Paul Newsman erstellt. Hier kann jeder innerhalb von Sekunden eigene Satire oder Scherzartikel in verschiedenen fiktiven Magazinen veröffentlichen. Daher solltest du diesen Artikel auf gar keinen Fall als seriöse Quellenangabe nutzen.“ 

Das Kölner Abendblatt ist also kein echtes Nachrichtenmedium, sondern eines von mehreren erfundenen Magazinen, wie es auf der Webseite Paul Newsman heißt – ein Portal für Satire und Fake-Nachrichten. Jede und jeder könne dort Scherzartikel schreiben, um „Freunde oder Kollegen zu veräppeln“ und ihre Medienkompetenz zu testen. Wir berichteten schon 2017 über die Seite.

Paul Newsman ist eine Satire-Webseite.
Das Kölner Abendblatt, in dem der Artikel „Bundesregierung bestätigt Chemtrailprojekte“ erschienen ist, ist eines von mehreren erfundenen Magazinen der Satire-Webseite Paul Newsman (Quelle: Paul Newsman; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Erfundener Chemtrail-Artikel verbreitet sich teils ohne Satire-Hinweis

Der Satire-Artikel habe seit Veröffentlichung 427.000 Aufrufe, schreibt uns Mike Lieser, er ist verantwortlich für die Paul Newsman-Webseite. Laut Lieser eine Ausnahme, denn die meisten Satire-Artikel wurden weniger als 1.000 Mal aufgerufen. 

Der Artikel verbreitet sich in Sozialen Netzwerken seit Jahren jedoch auch ohne Satire-Hinweis. Lieser schreibt dazu: „Ich finde ein solches Verhalten und die nicht vorhandene Medienkompetenz hochproblematisch“. Wer den Link klicke, sagt Lieser sinngemäß, könne aber einfach prüfen, dass die Geschichte erfunden ist.

Laut Umweltbundesamt „keinerlei wissenschaftliche Belege“ für Chemtrails

Hinter dem Begriff Chemtrails steckt die Verschwörungserzählung, dass von Flugzeugen verursachte Kondensstreifen am Himmel eigentlich schädliche Chemikalien seien. Diese sollen angeblich Menschen krank machen oder das Klima beeinflussen. 

In der Vergangenheit kursierten immer wieder vermeintliche Belege für Chemtrails, die sich als falsch herausstellten. Auf der Seite der Bundesregierung kommt das Wort „Chemtrails“ nirgendwo vor. Dass es „keinerlei wissenschaftliche Belege“ für Chemtrails gibt, hatte das Umweltbundesamt bereits 2011 dargelegt und etwa 2023 erneut bekräftigt. Auch im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt seien demnach die beschriebenen Phänomene nicht bekannt, obwohl das Institut seit Jahren Emissionen im Luftverkehr misst. 

Redigatur: Paulina Thom, Gabriele Scherndl