“Mein Haus, mein Auto, mein Boot”. Eigentum dient schon seit jeher als Symbol für Wohlstand, häufig aber auch als finanzielle Absicherung oder Altersvorsorge. Wie wichtig ist der Besitz von Eigentum in der heutigen Zeit und in der Zukunft? – Folge (02/20) unserer Webserie „Auf eine Shisha mit“ zum Thema Eigentum.

Ein eigenes Haus zu besitzen, ist für viele Menschen ein Lebenstraum – unabhängig von der Nationalität. Der Blick auf die Zahlen zum Wohneigentum in Deutschland zeigt allerdings deutliche Unterschiede zwischen den Nationalitäten, wenn es um die Realisierungschancen dieses Traum geht.

Im Jahr 2014 verfügten 47 Prozent der Deutschen über ein Haus oder eine Wohnung, unter türkischen Migranten war es gerade einmal ein knappes Drittel (28 Prozent). Trotzdem sieht man darin einen gewissen Aufholeffekt, denn 2006 lag der Wert bei den Deutschtürken noch bei nur 21 Prozent, gegenüber 44 Prozent der Deutschen. Was dabei alle eint: die Schwierigkeit, den Hauskauf über Kredite zu finanzieren. Laut der BPD Immobilienentwicklung müssen 20 bis 30 Prozent des Immobilienwertes durch eigene Ersparnisse abgedeckt werden. Deshalb erwerben Deutsche verhältnismäßig spät ihr Wohneigentum – vorausgesetzt sie bekommen überhaupt einen Kredit. Dagegen liegt die Quote an Eigenheimbesitzern in der Türkei seit Jahren bei über 60 Prozent.

Für unsere Webserie „Auf eine Shisha mit...“ haben wir Erkan Sahin getroffen und über Eigentum geredet. Sahin ist Gründer Deutsch-Türkischen Gemeinde in Hamburg. Wir wollten wissen, ob sich Türkischstämmige und Deutsche in Hinblick auf Eigentum unterscheiden. 

Für Caner Aver, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Türkeistudien (ZFTI), hat der Zuwachs von türkischem Eigentum in Deutschland auch eine kulturelle Komponente: „Nach der Niederlassungsabsicht ab Mitte der 1980er Jahre hat sich der Erwerb von Wohneigentum unter den Türkeistämmigen erhöht. Damit wurde und wird zugleich die Entscheidung zu einem dauerhaften Verbleib in Deutschland verbunden.“

Den Traum vom Eigenheim realisieren zu können, stellte Aver eines der wesentlichen Motive der Gastarbeitermigration dar. Er wurde zunächst mithilfe des in Deutschland verdienten Geldes zunächst im Herkunftsland realisiert, später dann auch im Aufnahmeland: „Besonders bei Großfamilien waren Mehrfamilienhäuser sehr beliebt, die vorwiegend in alten Arbeitersiedlungen aufgekauft und oft auch in Eigenregie saniert wurden, um mit der (Groß-) Familie unter einem Dach zu leben. Später folgten zunehmend auch der Erwerb von Mehrfamilienhäusern als Kapitalanlage, um neben der Rente eine weitere finanzielle Absicherung im Alter zu haben.“

Teilen statt besitzen

Des Deutschen liebster Besitz ist noch immer das Auto. Über 46 Millionen PKW sind auf deutschen Straßen unterwegs. Gerade im ländlichen Bereich ist es nicht unüblich, zur bestandenen Führerscheinprüfung oder zum 18. Geburtstag ein Auto geschenkt zu bekommen. Während in Deutschland die Sicherheit des Fahrzeugs als wichtigstes Kaufkriterium angegeben wird, entscheidet in der Türkei der Kraftstoffverbrauch über die Auswahl des Fahrzeugs. Leistung, Design und Image der Marke spielen in beiden Ländern nur eine untergeordnete Rolle.

In Städten mit einem gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr verzichten aber immer mehr Menschen auf ein eigenes Auto. Car-Sharing wird immer beliebter, da die Fixkosten für ein Auto hoch und Parkplätze knapp sind und das eigene Auto die meiste Zeit des Tages nur herum stünde. Die Verbraucherzentrale ermittelte, dass sich 62 Prozent der deutschen Bevölkerung die Nutzung von Carsharing-Angeboten vorstellen können.

Aber nicht nur das Teilen von Autos liegt in der sogenannten „Sharing Economy“ im Trend. Auch das Teilen von Fahrrädern, Werkzeug oder Apartments erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Mit dem Eigentumserwerb geht meist die Aufnahme eines Kredites einher. So hatten laut SCHUFA bereits 18 bis 19-jährige im Jahr 2017 Kreditschulden in Höhe von durchschnittlich 4.267 Euro, Tendenz steigend. Bis zum Alter von 49 Jahren steigen die durchschnittlichen Schulden auf 12.884 Euro an.


Zum Download:

In unseren Handouts findest Du unsere Quellen, weitere Informationen und einen Leitfaden, mit dem Du auch einen Workshop zu dem Thema durchführen kannst. 

Eigentum und Statussymbole (458,4 KB)


Unser Workshopvideo 

Unserer Workshop zu diesem Thema fand in Kooperation mit der Deutsch-Türkischen Gemeinde Hamburg statt. Das Abschlussstatement des Workshops zum Thema Eigentum und Statussymbole: