Cum-Ex

Als Cum-Ex wird eine Form der Steuerhinterziehung bezeichnet: Aktionäre, Banken und Investoren ließen sich über Jahre Steuern erstatten, die sie nie gezahlt hatten. Mit den Cum-Ex-Files deckte CORRECTIV gemeinsam mit internationalen Medienpartnern den größten Steuerraub der Geschichte auf. 

Collage: Skyline mit Wolkenkratzern, die in von Cum-Ex-Betrug betroffenen Ländern stehen
International

CumEx-Files 2.0 – Der skandalöse Steuerbetrug geht weiter

CumEx-Files 2.0 – Um 150 Milliarden Euro wurden Steuerzahler weltweit betrogen. Wie Banker, Anwälte und Reiche weiterhin Steuern hinterziehen – von CORRECTIV

CumEx Files

Mr. Cum-Ex: Hanno Berger soll für acht Jahre ins Gefängnis

Der Steueranwalt Hanno Berger gilt als Schlüsselfigur des Cum-Ex-Steuerraubs. Nun hat ihn das Bonner Landgericht verurteilt.

CumEx Files

CumEx-Files 2.0: Bundesfinanzministerium verweigert Auskunft über Austausch mit anderen Ländern

Wie oft hat sich die Bundesregierung mit anderen Ländern über den Kampf gegen den Cum-Ex-Steuerraub ausgetauscht? – BMF verweigert Auskunft

Skyline aus Banktürmen
CumEx Files

CumEx-Files 2.0: Was eine globale Medienkooperation herausgefunden hat

Die Ergebnisse einer weltweiten Recherche von Schweden bis nach Südafrika zu Cum-Ex, Cum-Cum und weiteren steuergetriebenen Geschäften.

150 Milliarden Cum-Ex-Steuerraub Schriftzug
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Cum-Ex – Was wir mit den geraubten Steuern finanzieren könnten

CumEx-Files 2.0 – Welche Projekte wir mit den geraubten 150 Milliarden aus dem Cum-Ex-Steuerbetrug hätten finanzieren können – von correctiv.org

Organisatoren, Banker, Investoren: Die Akteure im Cum-Ex Steuerbetrug
CumEx Files

Cum-Ex – Akteure und Organisatoren des Steuerbetrugs

Cum-Ex Files 2.0 – Die Verantwortlichen der Cum-Ex-Geschäfte, die den größten Steuerbetrug in der Geschichte organisiert haben – von CORRECTIV

CumEx Files

CumEx-Files 2.0: Mit diesen Methoden wurde die Summe des Steuerbetrugs berechnet

Cum-Ex Files 2.0 – Mit diesen Methoden haben die Universität Mannheim und CORRECTIV den Mindestschaden errechnet

Foto des Bundesgerichtshof
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Bundesgerichtshof: Cum-Ex-Geschäfte sind strafbare Steuerhinterziehung

Der Bundesgerichtshof erklärt in einem Grundsatzurteil Cum-Ex-Geschäfte als strafbaren Steuerbetrug. Die Entscheidung beeinflusst laufende Prozesse – von correctiv.org

CumEx-Files Logo mit Skyline von London im Hintergrund
International

Die CumEx-Files

Der größte Steuerraub Europas: CumEx-Files. Die Story, alle Veröffentlichungen, das Making Of, exlusive Interviews.

CumEx Files

EU-Behörde über Cum-Ex-Deals: Kein Austausch zwischen Aufsichtsbehörden

Europäische Bankenaufsicht legt "peinlichen Bericht" zur Rolle der nationalen Aufsichtsbehördern im Cum-Ex-Skandal vor – von correctiv.org

The CumEx Files
CumEx Files

Europäische Finanzaufsicht: Hinweise auf Steuerraub bis heute

Die europäische Finanzaufsicht hat Hinweise gefunden, dass steuergetriebene Geschäfte wie Cum-Ex und Cum-Cum bis heute stattfinden – von correctiv.org

Anwalt Eckart Seith vor dem Bezirksgericht Zürich
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„Ein schmutziges Urteil“

Bezirksgerichtshof Zürich urteilt milde gegenüber Whistleblowern des Cum-Ex-Steuerbetrugs. Begründung könnte dennoch Pressefreiheit bedrohen

Staatsanwalt Maric Demont Frontal21 gibt am Ende des ersten Prozesstags in Zürich ein Interview. © ZDF / Frontal 21 zum TV Bericht
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Heiliges Feuer aus der Schweiz

Im größten Steuerbetrug der Geschichte stehen erstmals Angeklagte vor Gericht. Allerdings nicht die Betrüger, sondern die Enthüller.

Oliver Schröm bei einem Interview im Bundestag
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Ermittlungen gegen unseren Chefredakteur: Das müssen Sie über die Rechtslage wissen

CORRECTIV enthüllte mit den CumEx-Files Europas größten Steuerbetrug. Nun wird gegen Chefredakteur Oliver Schröm ermittelt. Was ihm droht – von correctiv.org

Ausschnitt aus dem Theaterstück "Cum-Ex-Papers"
CumEx Files

Theater tut, was Journalismus nicht kann

Der größte Steuerbetrug der Geschichte – CumEx-Files nun auch auf der Bühne. CORRECTIV bringt 30 Journalisten und einen Regisseur zusammen – von correctiv.org

kubicki-de-masi-bundestag
CumEx Files

Scholz, Kubicki, Merz: Die Rolle der Spitzenpolitiker bei Cum Ex

Der größte Steuerbetrug der Geschichte – Wieso sind CDU, SPD und FDP wohl wenig interessiert an einer Aufarbeitung? Ein Kommentar von correctiv.org

Häufig gestellte Fragen CumEx Files
CumEx Files

Häufige Fragen zu den CumEx-Files

Was ist CumEx? Welche Konsequenzen haben die CumEx-Files? Wie lässt sich Steuerbetrug verhindern? Auf diese Fragen und mehr antwortet correctiv.org

Videos & Dokus

Der Insider

Erstmals äußert sich der Hauptbeschuldigte und Kronzeuge im Verfahren um den größten Steuerbetrug der Geschichte – von correctiv.org

making of
Videos & Dokus

Making Of #CumEx Files

Wie wir undercover einen Investmentbanker trafen, Journalisten aus 12 Ländern zusammenbrachten und einen Insider vor die Kamera holten – von correctiv.org

the cumex files
CumEx Files

The CumEx Files

Der größte Steuerraub Europas: CumEx-Files. Die Story, alle Veröffentlichungen, das Making Of, exlusive Interviews.

CumEx Files

Interview mit Regisseur des Stücks „Cum-Ex Papers”

Die CORRECTIV Recherchen zu Cum-Ex gehen uns alle an, meint Regisseur Helge Schmidt und erklärt wie er das komplexe Thema inszeniert – von correctiv.org

Eingefärbte Flagge der Schweiz
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Held, Dieb oder Spion?

Erst geht es um 50 Millionen Euro, dann um systematischen Steuerbetrug. Wie zwei der vier Cum-Ex-Strippenzieher aufeinandertreffen.

Häufig gestellte Fragen

Die CumEx-Files sind eine internationale Recherchekooperation unter Leitung von CORRECTIV. Investigative Journalistinnen und Journalisten aus aller Welt haben gemeinsam enthüllt, wie ein weltweites Netzwerk aus Anwälten, Bankerinnen, Aktienhändlern und Superreichen aus einem Steuerbetrug hohe Profite schlagen. Dafür liegen uns Beweise in Form von geheim zugespielten E-Mails, Geschäftsplänen, Gutachten von Kanzleien und mehr vor. Diese Dokumente zeigen eindrücklich, wie sich die reichen Betrügerinnen und Betrüger hohe Kapitalertragssteuern zurückerstatten ließen, ohne diese zuvor geleistet zu haben. Das bedeutet: Sie haben weltweit Bürgerinnen und Bürgern Steuergelder in Milliardenhöhe geklaut. Sie selbst haben diesen Betrug jahrelang als Steuerschlupfloch bezeichnet.

Mit der ersten CumEx-Files Veröffentlichung haben wir 2018 Geschichte geschrieben. Es war der größte bis dahin bekannte Steuerbetrug in Europa: 55 Milliarden Euro. Obwohl die deutschen Medien bereits über den Betrug berichtet hatten, recherchierte kein Medium bis dahin die internationale Dimension des Diebstahls. CORRECTIV leitete das Team von 18 Medien aus einem Dutzend europäischer Länder, das ein Jahr lang die durchgesickerten Dokumente untersuchte.

Die CumEx-Files 2.0 schlagen ein neues Kapitel auf: neue Datenlecks, neue Protagonisten, neue Steuertricks und eine neue Summe. Und eine neue – weltweite – Recherche-Kooperation. Dieses Mal geht es nicht um 55 Milliarden, sondern 150 Milliarden Euro. Auch drei Jahre nach der ersten Veröffentlichung koordiniert CORRECTIV die internationale Zusammenarbeit und zeigt neben der weltweiten Summe auch, wie wenig Gesetzgeber und Strafverfolgung bisher erreicht haben, um dem Betrug ein Ende zu setzen und die Kriminellen vor Gericht zu verurteilen.

Nach der ersten Veröffentlichung ist die europäische Zahl von 55 Milliarden Euro zu einem Maßstab für den Cum-Ex-Schaden geworden. Bis dahin wusste niemand, wie viel Geld wirklich geraubt wurde. Also auch nicht, wie groß das Problem ist. Diesmal sind wir mit Kolleginnen und Kollegen von allen fünf Kontinenten zusammen gekommen, um die neue Summe zu ermitteln. Im Schatten der letzten Jahre ist der Cum-Ex-Betrug noch komplizierter und raffinierter geworden. Er hat nachgerüstet. Aber unsere Recherchekooperation CumEx-Files auch.

Ganz einfach: Es ist Ihr Geld, das die Betrügerinnen und Betrüger klauen. Stellen Sie sich vor, dass die 19 Prozent Mehrwertsteuer vom letzten Einkauf oder Ihre Lohnsteuer auf der Gehaltsabrechnung nicht zum Bauen öffentlicher Schulen oder zur Bewältigung der Coronakrise eingesetzt werden. Stattdessen kaufen sich ein Banker oder sein Kunde davon eine neue Jacht. So sieht die Realität aus. Das klingt nach einem Skandal? Ist es auch.

Einfach erklärt: Der Staat zahlt eine nie oder nur einmal gezahlte Steuer mehrmals zurück. Damit machen die Akteure Gewinn, und die Gesellschaft verliert Milliarden an Steuergeldern, die ihr zustehen.

Eine Metapher: Man kann es sich vorstellen wie einen Betrug um Kindergeld. Bei Cum-Ex-Geschäften lassen sich Deutsche, die gar keine Kinder haben, Kinder zum Schein aus London schicken und melden sie in Deutschland an. Ohne dass die Kinder wirklich bei ihnen wohnen oder essen. Dann geben sie die Kinder an Bekannte weiter, die die Kinder auch dem Amt melden. Die Bekannten überlassen die Kinder wiederum an eine andere Familie – und so weiter. Die Kinder leben gar nicht bei den Familien, sondern werden nur zum Schein auf dem Papier angegeben.

Schlussendlich schickt man die für den Betrug ausgeliehenen Kinder nach kurzem Aufenthalt in Deutschland wieder zurück nach London. Dort werden die Kinder wieder bei ihrer Familie angemeldet. Das deutsche Amt weiß das nicht und zahlt das Kindergeld ohne Umschweife an jede der deutschen Familien, die mitgemacht haben – also gleich mehrfach – aus. Also haben Familien ohne Kinder zu Unrecht Kindergeld bekommen. Das geklaute Kindergeld teilen sich dann alle Familien. Der einzige Unterschied: Bei Betrug mit Aktien geht es jedes Mal um Millionen von Euro aus unserem Steuertopf.

Die Banker nutzen also aus, dass die Finanzämter den Betrug nicht erkennen. Am Ende fehlt Geld, das sie sich ergaunern, aber an anderen Ecken. Für die Renovierung eines Kindergartens zum Beispiel.

Cum-Ex-Geschäfte gehören zur Kategorie der Dividendenarbitrage. Investoren und Banken handeln Aktien eines Konzerns mit (cum) und ohne (ex) Dividende, also der Gewinnbeteiligung der Anleger. Der komplizierte Begriff meint eine besonders risikoarme Variante, Dividenden zu erhalten.

Der Gesellschafter oder die Gesellschafterin kauft die Aktien vom Unternehmen, kurz bevor dieses die Gewinne ausschüttet. Danach verkauft er sie wieder, oder andersherum. Da die Aktien schnell zwischen mehreren Besitzern wechseln und der Staat nicht erkennen kann, wem die Aktie zu welchem Zeitpunkt gehört, erhält jeder der beteiligten Akteure eine Steuerbescheinigung. Bei Privatpersonen wird bei der Ausschüttung der Dividenden von Aktien die Kapitalertragssteuer (in Deutschland 25 %) fällig. Unternehmen und Fonds können sind diese Steuer mit der Steuerbescheinigung unter bestimmten Umständen später zurückerstatten lassen.

Damit haben alle Parteien Anspruch auf eine Steuerrückerstattung, obwohl die Steuer auf den Gewinn (Dividende) nur einmal gezahlt wurde. Der einzige Zweck dieser Aktienverkäufe ist, Steuerbescheinigungen zu erzeugen.

Gute Frage! 2018 errechneten Fachleute für unsere Recherche, dass in Europa mindestens 55 Milliarden Euro bei Cum-Ex-Geschäften erbeutet wurden. Zu den am stärksten betroffenen Staaten gehörten Deutschland und Dänemark, denen mindestens 31,8 beziehungsweise 1,7 Milliarden Euro in Folge von betrügerischen Steuerrückforderungen verloren gingen.

In Deutschland, Dänemark und den Niederlanden sind die Steuerbehörden noch dabei, den finanziellen Schaden für die öffentlichen Kassen zu ermitteln. In anderen Ländern haben die Verantwortlichen in den oberen Etagen noch nicht einmal zugegeben, dass sie dem Betrug zum Opfer fielen, obwohl Recherchen dies nachweisen.

Die aktuellsten Berechnungen aus der aktuellen Recherche gehen von einem weltweiten Schaden von 150 Milliarden Euro aus.

Das fragen wir uns auch. Um es kurz zu fassen: Lange waren Cum-Ex-Geschäfte nicht illegal. Erst seit 2013 laufen erste Verfahren gegen Täterinnen und Täter und zeigen mit dem Urteil 2020, dass der Steuerbetrug hierzulande nicht rechtens ist. Der Bundesgerichtshof hat erst 2021 bestätigt, dass die Geschäfte auch strafbar sind und mit Haft zu rechnen ist. Den meisten Antrieb erhalten die Cum-Ex-Betrügerinnen und Betrüger aber vermutlich, weil ihr Lobbying so gut funktioniert. Cum-Cum, Cum-Ex und deren Mutationen sind derart komplex, dass Behörden mit ihren Kapazitäten nicht mehr hinterherkommen. 2007 setzte die Politik einen Gesetzesvorschlag des Bankenverbands fast wörtlich um. Damit ging die Cum-Ex-Party erst richtig los. Der Insider aus den ersten CumEx-Files kommentierte es damals so: „Diejenigen, die das irgendwann mal ins Gesetz geschrieben haben, verstehen gar nicht mehr, was für eine Maschine sie da gebaut haben. Deswegen holt man sich die Mechaniker, wenn etwas zu verändern ist, lieber aus der Industrie.“ Kurzum: Es mangelt an politischem Willen, Durchsetzungsfähigkeit und Durchblick. Aus unserer Sicht wird das Thema trotz aller Vorstöße bis heute nicht ernst genug genommen.

In Deutschland schon. Nachdem die ersten verurteilten Händler und die M.M.Warburg Bank im März 2020 gegen die Entscheidung des Landgerichts Bonn Berufung eingelegt hatten, urteilte der Bundesgerichtshof (BGH) im Juli 2021, dass Cum-Ex-Trades strafbar sind. Der BGH begründete seine Entscheidung so: „Nur die tatsächlich einbehaltene Kapitalertragsteuer darf zur Anrechnung und Auszahlung angemeldet werden“. Nach Ansicht der Richterschaft waren die Cum-Ex-Transaktionen nicht „das bloße Ausnutzen einer Gesetzeslücke, weil die gesetzliche Regelung eindeutig war. Es ging vielmehr, übrigens nicht anders als bei dem normalen Umsatzsteuerbetrug, um einen glatten Griff in die Kasse, in die alle Steuerzahler normalerweise einzahlen“. Dieses Urteil hat enorme Folgen für die über 1.000 Personen, gegen die in Deutschland wegen ihrer Beteiligung an diesen steuergetriebenen Geschäften ermittelt wird. Zunächst müssen einer der beiden britischen Händler und die M.M.Warburg Bank insgesamt 190 Millionen Euro an die Staatskasse zurückzahlen.

Einige Länder hatten das Dividendenstripping, eine andere Form der Dividendenarbitrage, schon früh im Blick. Norwegen zum Beispiel wies 2015 zehn Steuerrückforderungen in Höhe von insgesamt 4,3 Millionen US-Dollar zurück und verschärfte seine Kontrollen. Auch die USA haben sich geschützt, unmittelbar nachdem der Raub bekannt wurde. In Deutschland dagegen scheiterten 2007 und 2009 Versuche, Cum-Ex-Deals juristisch zu verbieten. Erst 2012 wurde die Masche weitgehend unterbunden. Die Banker, Aktienhändlerinnen und Anwälte, die bei steuergetriebenen Geschäften die Fäden ziehen, lernen ständig neue Tricks. Während die Regulierungen auf die einzelnen Länder begrenzt sind, wird auf den Finanzmärkten international operiert. Das erschwert das Vorgehen gegen Betrügerinnen und Betrüger.

Nach Veröffentlichung der CumEx-Files 2018 nahm das EU-Parlament eine Resolution an, die unter anderem, „die Tatsache beklagt, dass der für Steuerangelegenheiten verantwortliche Kommissar nicht die Notwendigkeit sieht, das bestehende System zum Austausch von Informationen zwischen nationalen Steuerbehörden auszuweiten.“ Sowohl die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) als auch die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) veröffentlichten 2020 Berichte zum Thema Cum-Ex-Geschäfte. Beide hielten fest, dass es nicht ihre Aufgabe sei, den Steuerbetrug zu stoppen, weil Steuerangelegenheiten nicht in ihre Zuständigkeit fallen. Die internationale Zusammenarbeit ist jedoch dringend notwendig, um effektiv gegen den Betrug vorzugehen.

Ja. Der erste Cum-Ex-Prozess in Deutschland endete im März 2020. Zwei Londoner Investmentbanker wurden schuldig gesprochen. Sie mussten aber nicht ins Gefängnis, weil sie sich bereit erklärten, mit der Staatsanwaltschaft zu kooperieren. Das Gericht verurteilte außerdem die M.M.Warburg Bank, mit der die beiden Londoner Banker zusammengearbeitet hatten, aufgrund ihrer Verwicklung in den Fall zu einer Rückzahlung von 170 Millionen Euro.

Jüngst verurteilte ein Gericht in Bonn zudem einen früheren Mitarbeiter der M.M.Warburg Bank zu fünfeinhalb Jahren Haft. Er war der erste Banker, der jemals eine Gefängnisstrafe für seine Beteiligung an Cum-Ex-Geschäften erhielt.

Zwei weitere Cum-Ex-Verfahren sind derzeit in Deutschland anhängig. Dänemark hat acht Personen angeklagt und Klage in Großbritannien, den USA und Dubai eingereicht. Andere Länder haben ebenfalls Ermittlungen eingeleitet, die zu weiteren Anklagen führen könnten.

Allein in Deutschland ermitteln die Behörden gegen 1.000 Menschen.

Zunächst einmal: Weniger als der Gesetzgeber und die Verfolgungsbehörden. Die sind jetzt gefragt. Zu lange haben sie zu wenig getan. Was Sie als Leserin oder Leser aber tun können, ist beispielsweise Ihrer oder Ihrem Abgeordneten im Bundestag schreiben und sich erkundigen, wie diese oder dieser sich gegen Cum-Ex stark macht.

Ein anderer guter Weg, etwas zu tun, ist es auch, diese Recherche an ihre Freundinnen, Bekannte und andere Interessierte zu schicken. Je mehr Menschen von den CumEx-Files 2.0 wissen, desto größer wird der gesellschaftliche Druck

Und zu guter Letzt: Spenden Sie für investigativen Journalismus. CORRECTIV ist gemeinnützig. Tausende Unterstützerinnen und Unterstützer haben es möglich gemacht, dass diese Recherchekooperation zeigen konnte, wie groß das Problem ist und welche Lücken gestopft werden müssen. Außerdem erhalten Sie für Ihre Spende einen Beleg – den können sie ganz legal steuerlich geltend machen.

Das multimediale Special zu CumEx-Files 2.0

In unserem Cum-Ex-Special lesen Sie alle Zusammenhänge und Hintergründe des steuergetriebenen betrügerischen Geschäftsmodells, in das auch deutsche Banken wie die Hypovereinsbank, die Commerzbank, die Warburg-Bank oder die Deutsche Bank verstrickt sind. Die Affäre zieht sich bis in die höchsten politischen Kreise; bis zu Kanzlerkandidat Olaf Scholz (SPD).  Wie europäische Behörden nach wie vor im Kampf gegen die global agierenden Steuerbetrügerversagen, zeigen zahlreiche Dokumente, die wir im Zuge unserer CumEx-Files 2.0-Recherchen analysiert haben. Mit Hilfe des Informationsfreiheitsgesetzes konnten wir auch Einblick in nicht-öffentliche Dokumente nehmen. Auch die Antworten nationaler Aufsichtsbehörden auf Anfragen der EU-Bankenaufsicht EBA und der EU-Finanzmarktaufsicht ESMA zum Wissensstand und Umgang mit Cum-Ex haben wir analysiert. So konnten wir ein vollständiges Bild der Abläufe, der Strippenzieher und Akteure und des Schadens von umgerechnet 150 Milliarden Euro für Staatshaushalte auf der ganzen Welt zeichnen.