Keime aus Schweinen
In Dänemark leben zwei mal so viele Schweine wie Menschen. Die Tiere kriegen auch doppelt so viele Antibiotika. Ein perfekter Nährboden für resistente Keime – den die Politik bisher nicht loswerden konnte.
In Dänemark leben zwei mal so viele Schweine wie Menschen. Die Tiere kriegen auch doppelt so viele Antibiotika. Ein perfekter Nährboden für resistente Keime – den die Politik bisher nicht loswerden konnte.
Bis zu 40.000 Menschen sterben jedes Jahr in Deutschland, weil sie sich im Krankenhaus mit gefährlichen Keimen infizieren. Einer der Gründe: Es wird falsch geputzt. Doch es geht auch anders. Zum Beispiel in Münster.
Am Mittwoch hat die UN-Generalversammlung in New York erstmals über das Problem der multiresistenten Keime diskutiert. Vertreter von 60 Regierungen nahmen teil, zudem Dutzende Gesandte von Pharmafirmen, Forschungsinstitutionen und Nichtregierungsorganisationen. In den kommenden zwei Jahren sollen konkrete Vorschläge erarbeitet werden.
Drei Jahre lang haben die Seuchenforscher im Trockenen geübt, doch in einer Woche soll es endlich losgehen: Das neue Hochrisikolabor auf der Insel Riems wird seinen Betrieb aufnehmen. Werden Kühe, Schweine, Fledermäuse mit gefährlichsten Erregern wie Ebola angesteckt. Zum Wohle von Mensch und Tier. In Europa einmalig.
Die „Buko Pharmakampagne“ fordert von der Bundesregierung, einen Fonds zu etablieren, aus dem die Erforschung neuer Antibiotika finanziert wird. Pharmaunternehmen scheuen die erheblichen Investitionen, die für neue Antibiotika nötig sind. Hier soll der Staat helfen.
Britische Journalisten haben Schweinefleisch untersuchen lassen, das in gewöhnlichen Supermärkten verkauft wird. Sie ließen 97 Proben testen – auf dreien davon wurden Erreger des Typus MRSA CC398.
Jedes Jahr infizieren sich rund 2,6 Millionen Europäer im Krankenhaus. Rund 90.000 sterben. Das haben Forscher um Alessandro Cassini von der Europäischen Infektionsschutzbehörde ECDC in einer weit angelegten Studie herausgefunden.
Britische Umwelt-Aktivisten schlagen Alarm: In der Umgebung von indischen Pharmawerken gibt es besonders viele resistente Bakterien. Schuld daran seien Rückstände von Antibiotika im Abwasser. Wir haben Experten gefragt, wie sie den Befund einschätzen.
Laut einer neuen [Studie](https://correctiv.org/recherchen/keime/artikel/2016/10/18/verlorene-lebenszeit/) sterben jährlich 90.000 Menschen in Europa an Krankenhausinfektionen. Auch deutsche Kliniken haben eklatante Hygienemängel. Gesundheitsminister Gröhe hat 2015 einen [10-Punkte Plan](http://www.bmg.bund.de/ministerium/meldungen/2015/10-punkte-plan-zu-antibiotika-resistenzen.html) verabschiedet. Der Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene Walter Popp zweifelt an seiner Effektivität. Wir haben mit ihm gesprochen.
Am Montag sind nahe der Stadt Plön bei Schleswig-Holstein mehr als hundert tote Wasservögel gefunden worden. In der Nacht hat das Friedrich-Löffler-Institut in einer ersten Analyse Vogelgrippe-Virusstamm H5N8 bei den toten Vögeln nachgewiesen. Dieser breitet sich derzeit in Asien aus – und könnte auch für Hunderttausende deutsche Hühner und Puten das Ende bedeuten.
„Stoppt Superkeime, säubert Eure Lieferketten!“ Das fordert eine Online-Petition von deutschen Krankenkassen. Diese lassen Antibiotika teilweise in Indien herstellen. Von Firmen, die ihr Abwasser offenbar nicht klären – und so die Bildung resistenter Keime befördern. Die Krankenkassen weisen die Verantwortung von sich.
In südeuropäischen Ländern verschreiben Ärzte dreimal so viel Antibiotika wie in Nordeuropa. Eine medizinische Erklärung für diese dramatischen Unterschiede innerhalb der EU gibt es nicht. Der leichtfertige Konsum ist aber hochgefährlich: Denn wo viele Antibiotika eingenommen werden, gibt es auch besonders häufig resistente Keime, wie neueste Daten der EU-Behörde für Infektionsschutz zeigen.